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Gut Morgenroth

Geschichte

Bodenreform ??

Das ehemalige landwirtschaftliche Gut der Familie Kurt Morgenroth befand sich in Drößnitz, bei Kahla. Die Böden hier sind sehr steinig, so dass sich landwirtschaftliche Betriebe nur mit größeren Anbauflächen rechneten. Die regionalen Waldflächen dienten zudem der Holzgewinnung sowie der Entspannung. Die Familie Loch besaß seit Generationen ein ca. 80 ha großes Gut in Drößnitz. Auguste Minna Morgenroth, geb. Loch war das einzige Kind von Johann Friedrich Loch und Selma Frederike Loch, geb. Dölle. Minna heiratete 1865 den Mühlenbesitzer Günther Friedrich Morgenroth aus Kleinhettstedt. Mit ihm 3 bekam sie die drei Kinder Clara, Rudolf und Kurt. Da ihre Eltern auch schon in die Jahre gekommen waren, pendelte Minna so immer zwischen ihrer Heimat Drößnitz und Kleinhettstedt. Kurt verbrachte schon als Kind jede freie Minute auf dem damals noch Loch´schem Gut seiner Großeltern. Ihm machte hier die Arbeit Spaß und Drößnitz war bis dahin seine 2. Heimat geworden. Er absolvierte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung u. a. noch eine Offizierslaufbahn bei der Kavallerie und wurde zum Rittmeister befördert. So übernahm er später das seit vielen Generationen in Familienbesitz befindliche Loch´sche Gut in Drößnitz und sein älterer Bruder Rudolf übernahm die Kleinhettstedter Mühle. Kurt führte die Landwirtschaft nach alter Tradition weiter und schaffte so u. a. viele Arbeitsplätze in der Region. Auch er beschränkte sich nicht nur allein auf die Feldbearbeitung und den Holzeinschlag. Die Simmentaler Herdbuchzucht, eine große Merinoschafzucht sowie eine Vielzahl an Zuchtsauen und Zuchtebern sicherten weitere Einnahmen. Kurt's große Leidenschaft neben der Jagd war zudem die Pferdezucht, mit einer Hauptstammbuchstute und 16 Kaltblutstuten (Stammbuchstuten). Das landwirtschaftliche Gut war immer auf dem neusten Stand der Technik und so hatte Kurt Anfang der 30er Jahre den ersten Traktor im Dorf, einen eisenbereiften Hanomag mit 28 PS, neben der fahrbaren Dreschmaschine, auf dem Hof stehen. Dem folgten ein Lanz Bulldog sowie 1942 der Normag NG25 mit Holzgasanlage, um der zunehmenden Treibstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg zu begegnen. Auch die vielen Wallnüsse der Wallnussallee straßenseits am Dorfeingang wurden immer nach Kahla zum Markt gebracht, berichtete mir mein Großvater später. 1907 wurde u. a. das anliegende und ehemalige Kloster Pfarrkeßlar gekauft. Dies sollte als Ausflugs- und Erholungsziel ausgebaut werden. Durch die Kriegswirren des 1. Weltkrieges wurde dieser Plan jedoch verworfen.

… weiteres

Das Gut Morgenroth vergrößerte sich mit den Jahren auf über 100 ha. Das Gut bestand neben den Forst- & Landwirtschaftlichen Ländereien u.a. aus: dem Herrenhaus mit Stallungen, dem alten Loch´schen Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden (Schweine-, Kuh-, Pferde- und Schafställe, Maschinenhallen, Getreidespeicher, Doppelscheunen und Verwalterhaus), Scheune mit 2 Tennen, dem großen Stall, einer Mehrzweckhalle, Feldscheunen sowie zwei Arbeiterhäuser (Helbingshof mit Wohnhaus, Seitengebäude, Stallungen und Scheune sowie dem Weigelt´schen Haus, welches von Kurt als Dank für die Familie Trautmann gebaut wurde). Nach der Erinnerungen meines Großvaters Hans-Paul Morgenroth, waren folgende Personen bis 1945 auf dem Gut beschäftigt: Gutsbesitzer - Kurt Morgenroth Verwalter - Herr Meinhard Kutscher - Albin Weigelt Cheuffeur & Traktorist - Herr Fulsche Traktorist - Herr Berhold Arbeiter - Herr Koch, …. Schäfer - Herr Trautmann Mamsell, Dienstmädchen - Frau Knorr Einige historische Bilder

Neubau des Wohnhauses auf dem alten Loch´schem Gut

Planungsunterlagen aus dem Jahr 1919 Enteignung und Aufteilung vom Gut Morgenroth Durch die Bodenreform im September 1945 wurden in der Sowjetischen Besetzungszone u. a. alle landwirtschaftlichen Betriebe und Familien mit einer Gesamtfläche von über 100 ha entschädigungslos enteignet und kreisverwiesen. Mein Großvater Hans- Paul Morgenroth (+2019), welcher 1945 im Alter von 17 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam und glaubte, sich nun endlich von den Kriegsstrapazen bei seinen Eltern erholen zu können, erlebte die Enteignung und Vertreibung seiner Familie wie folgt: Ungefähr vier Wochen nach meiner Kriegsheimkehr und dem beendeten Besatzungswechsel in Thüringen, wurden mein Vater, meine Mutter und ich ohne Angabe von Gründen von der Gendarmerie abgeholt und ins Gefängnis nach Stadtroda gesperrt. Dort wurden wir wie Schwerverbrecher behandelt. Keiner sagte uns warum wir festgehalten wurden. Nach ca. 4 Wochen Gefangenschaft wurden wir aus dem Gefängnis entlassen. Die Gendarmerie drohte bei unserer Entlassung, dass wir bis morgen Mittag Drößnitz zu verlassen haben. Sollten wir Mittag noch in Drößnitz sein, würde man uns nach Buchenwald deportieren. Da Bekannte nach einem Transport nach Buchenwald nicht wieder zurückgekommen waren, wusste mein Vater von der Schwere und Ernsthaftigkeit dieser Drohung. So verließen wir noch über Nacht und mit Todesangst unsere schöne Heimat nur mit dem was wir Tragen konnten. Wir baten bei der Kirche um Hilfe, wurden von ihr jedoch nicht aufgenommen. Zum Glück nahm uns mein Onkel - Rudolf Morgenroth - für kurze Zeit in Kleinhettstedt auf, aber auch dort durften wir nicht lange bleiben. Wir wurden des Kreises verwiesen! Als Großgrundbesitzer, welche über viele Generationen ihre Wirtschaft auf über 100 ha erweitert hatten, waren wir seit Ende des Krieges ohne Rechte, unerwünscht und politisch verfolgt. Unser Elternhaus (das Herrenhaus), welches noch nicht einmal zum landwirtschaftlichen Gut gehörte, wurde schnell vom damaligen Bürgermeister, einem Altbauern und unser Nachbar, bezogen. Andere örtliche Altbauern, die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe und die Gemeinde bekamen zudem eine Vielzahl an Acker- und Waldflächen sowie dem uns gehörigen toten und lebenden Inventar. Weitere auf dem Gut tätige und in den Arbeiterwohnungen lebende Personen wurden nach unserer Enteignung als Siedler geführt und bekamen so auch einen geringen Teil an Ackerflächen, Gebäuden bzw. Gebäudeabschnitten, Tieren, Maschinen ... zugewiesen. Wir tauschten so im übertragenem Sinn unseren Besitz gegen unser Leben. Da mein Vater bei der Enteignung schon 68 Jahre alt war und ihm diese stark zusetzte, starb er nach über 4 leidvollen Jahren als armer und kranker Mann. Sein letzter Wille war seine Bestattung in Drößnitz, wo er neben der enormen Ungerechtigkeit und der Willkür des Staates, mancher Bürger sowie der sowjetischen Besatzer auch viele schöne Jahre, Momente und Erinnerungen verbrachte. [Hans Paul Morgenroth - 2010] Laut dem Dorfkomitee sollte 1945 nicht das gesamte Morgenroth´sche Gut enteignet werden und die Familie Morgenroth eine Restfläche erhalten. Diese Stellungnahme wurde jedoch vom Ministerpräsidenten nicht beachtet. Das Gut wurde komplett sowie entschädigungslos enteignet und die Familie Morgenroth im Gefängnis zu Stadtroda eingesperrt und später kreisverwiesen. Neben den Siedlern und Aufstockbauern, waren so noch der damalige Bürgermeister, die Gemeinde sowie die gegenseitige Bauernhilfe nutznießer der Enteignung.
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Gut Morgenroth

Geschichte Bodenreform ??

Das ehemalige landwirtschaftliche Gut der Familie Kurt Morgenroth befand sich in Drößnitz, bei Kahla. Die Böden hier sind sehr steinig, so dass sich landwirtschaftliche Betriebe nur mit größeren Anbauflächen rechneten. Die regionalen Waldflächen dienten zudem der Holzgewinnung sowie der Entspannung. Die Familie Loch besaß seit Generationen ein ca. 80 ha großes Gut in Drößnitz. Auguste Minna Morgenroth, geb. Loch war das einzige Kind von Johann Friedrich Loch und Selma Frederike Loch, geb. Dölle. Minna heiratete 1865 den Mühlenbesitzer Günther Friedrich Morgenroth aus Kleinhettstedt. Mit ihm 3 bekam sie die drei Kinder Clara, Rudolf und Kurt. Da ihre Eltern auch schon in die Jahre gekommen waren, pendelte Minna so immer zwischen ihrer Heimat Drößnitz und Kleinhettstedt. Kurt verbrachte schon als Kind jede freie Minute auf dem damals noch Loch´schem Gut seiner Großeltern. Ihm machte hier die Arbeit Spaß und Drößnitz war bis dahin seine 2. Heimat geworden. Er absolvierte nach seiner landwirtschaftlichen Ausbildung u. a. noch eine Offizierslaufbahn bei der Kavallerie und wurde zum Rittmeister befördert. So übernahm er später das seit vielen Generationen in Familienbesitz befindliche Loch´sche Gut in Drößnitz und sein älterer Bruder Rudolf übernahm die Kleinhettstedter Mühle. Kurt führte die Landwirtschaft nach alter Tradition weiter und schaffte so u. a. viele Arbeitsplätze in der Region. Auch er beschränkte sich nicht nur allein auf die Feldbearbeitung und den Holzeinschlag. Die Simmentaler Herdbuchzucht, eine große Merinoschafzucht sowie eine Vielzahl an Zuchtsauen und Zuchtebern sicherten weitere Einnahmen. Kurt's große Leidenschaft neben der Jagd war zudem die Pferdezucht, mit einer Hauptstammbuchstute und 16 Kaltblutstuten (Stammbuchstuten). Das landwirtschaftliche Gut war immer auf dem neusten Stand der Technik und so hatte Kurt Anfang der 30er Jahre den ersten Traktor im Dorf, einen eisenbereiften Hanomag mit 28 PS, neben der fahrbaren Dreschmaschine, auf dem Hof stehen. Dem folgten ein Lanz Bulldog sowie 1942 der Normag NG25 mit Holzgasanlage, um der zunehmenden Treibstoffknappheit im Zweiten Weltkrieg zu begegnen. Auch die vielen Wallnüsse der Wallnussallee straßenseits am Dorfeingang wurden immer nach Kahla zum Markt gebracht, berichtete mir mein Großvater später. 1907 wurde u. a. das anliegende und ehemalige Kloster Pfarrkeßlar gekauft. Dies sollte als Ausflugs- und Erholungsziel ausgebaut werden. Durch die Kriegswirren des 1. Weltkrieges wurde dieser Plan jedoch verworfen.

… weiteres

Das Gut Morgenroth vergrößerte sich mit den Jahren auf über 100 ha. Das Gut bestand neben den Forst- & Landwirtschaftlichen Ländereien u.a. aus: dem Herrenhaus mit Stallungen, dem alten Loch´schen Gutshof mit Wirtschaftsgebäuden (Schweine-, Kuh-, Pferde- und Schafställe, Maschinenhallen, Getreidespeicher, Doppelscheunen und Verwalterhaus), Scheune mit 2 Tennen, dem großen Stall, einer Mehrzweckhalle, Feldscheunen sowie zwei Arbeiterhäuser (Helbingshof mit Wohnhaus, Seitengebäude, Stallungen und Scheune sowie dem Weigelt´schen Haus, welches von Kurt als Dank für die Familie Trautmann gebaut wurde). Nach der Erinnerungen meines Großvaters Hans-Paul Morgenroth, waren folgende Personen bis 1945 auf dem Gut beschäftigt: Gutsbesitzer - Kurt Morgenroth Verwalter - Herr Meinhard Kutscher - Albin Weigelt Cheuffeur & Traktorist - Herr Fulsche Traktorist - Herr Berhold Arbeiter - Her Koch, ….

Neubau des Wohnhauses auf dem

alten Loch´schem Gut

Planungsunterlagen aus dem Jahr 1919 Enteignung und Aufteilung vom Gut Morgenroth Durch die Bodenreform im September 1945 wurden in der Sowjetischen Besetzungszone u. a. alle landwirtschaftlichen Betriebe und Familien mit einer Gesamtfläche von über 100 ha entschädigungslos enteignet und kreisverwiesen. Mein Großvater Hans- Paul Morgenroth (+2019), welcher 1945 im Alter von 17 Jahren aus der Kriegsgefangenschaft nach Hause kam und glaubte, sich nun endlich von den Kriegsstrapazen bei seinen Eltern erholen zu können, erlebte die Enteignung und Vertreibung seiner Familie wie folgt: Ungefähr vier Wochen nach meiner Kriegsheimkehr und dem beendeten Besatzungswechsel in Thüringen, wurden mein Vater, meine Mutter und ich ohne Angabe von Gründen von der Gendarmerie abgeholt und ins Gefängnis nach Stadtroda gesperrt. Dort wurden wir wie Schwerverbrecher behandelt. Keiner sagte uns warum wir festgehalten wurden. Nach ca. 4 Wochen Gefangenschaft wurden wir aus dem Gefängnis entlassen. Die Gendarmerie drohte bei unserer Entlassung, dass wir bis morgen Mittag Drößnitz zu verlassen haben. Sollten wir Mittag noch in Drößnitz sein, würde man uns nach Buchenwald deportieren. Da Bekannte nach einem Transport nach Buchenwald nicht wieder zurückgekommen waren, wusste mein Vater von der Schwere und Ernsthaftigkeit dieser Drohung. So verließen wir noch über Nacht und mit Todesangst unsere schöne Heimat nur mit dem was wir Tragen konnten. Wir baten bei der Kirche um Hilfe, wurden von ihr jedoch nicht aufgenommen. Zum Glück nahm uns mein Onkel - Rudolf Morgenroth - für kurze Zeit in Kleinhettstedt auf, aber auch dort durften wir nicht lange bleiben. Wir wurden des Kreises verwiesen! Als Großgrundbesitzer, welche über viele Generationen ihre Wirtschaft auf über 100 ha erweitert hatten, waren wir seit Ende des Krieges ohne Rechte, unerwünscht und politisch verfolgt. Unser Elternhaus (das Herrenhaus), welches noch nicht einmal zum landwirtschaftlichen Gut gehörte, wurde schnell vom damaligen Bürgermeister, einem Altbauern und unser Nachbar, bezogen. Andere örtliche Altbauern, die Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe und die Gemeinde bekamen zudem eine Vielzahl an Acker- und Waldflächen sowie dem uns gehörigen toten und lebenden Inventar. Weitere auf dem Gut tätige und in den Arbeiterwohnungen lebende Personen wurden nach unserer Enteignung als Siedler geführt und bekamen so auch einen geringen Teil an Ackerflächen, Gebäuden bzw. Gebäudeabschnitten, Tieren, Maschinen ... zugewiesen. Wir tauschten so im übertragenem Sinn unseren Besitz gegen unser Leben. Da mein Vater bei der Enteignung schon 68 Jahre alt war und ihm diese stark zusetzte, starb er nach über 4 leidvollen Jahren als armer und kranker Mann. Sein letzter Wille war seine Bestattung in Drößnitz, wo er neben der enormen Ungerechtigkeit und der Willkür des Staates, mancher Bürger sowie der sowjetischen Besatzer auch viele schöne Jahre, Momente und Erinnerungen verbrachte. [Hans Paul Morgenroth - 2010] Laut dem Dorfkomitee sollte 1945 nicht das gesamte Morgenroth´sche Gut enteignet werden und die Familie Morgenroth eine Restfläche erhalten. Diese Stellungnahme wurde jedoch vom Ministerpräsidenten nicht beachtet. Das Gut wurde komplett sowie entschädigungslos enteignet und die Familie Morgenroth im Gefängnis zu Stadtroda eingesperrt und später kreisverwiesen. Neben den Siedlern und Aufstockbauern, waren so noch der damalige Bürgermeister, die Gemeinde sowie die gegenseitige Bauernhilfe Nutznießer der Enteignung.